In einer Herde von Hühnern gibt es – im Stall genauso wie in der Natur – Rangunterschiede. Stärkere und schwächere Tiere lernen aber sehr schnell, miteinander zu leben. Länger anhaltende Kämpfe zwischen Hennen gibt es so gut wie nie. Es kann gelegentlich zu kleineren Auseinandersetzungen kommen, zum Beispiel um Schlaf- und Futterplätze. Daher ist es besonders wichtig, dass die Stallanlage genügend Rückzugsorte und ausreichend Fressplätze bietet. Ein ständiges Futterangebot und Beschäftigungsmaterial, beispielsweise Heukörbe und Picksteine, dienen der Ablenkung und reduzieren mögliche Aggressionen noch mehr. Übrigens: Die Größe der Herde hat keine Auswirkung auf das Sozialverhalten des einzelnen Tieres, denn in der modernen Legehennenhaltung sind genügend Rückzugsräume und Beschäftigungsmaterial geboten.
Das Futter von Legehennen setzt sich im Wesentlichen aus Mais, Weizen, Soja- und Sonnenblumenschrot zusammen und steht den Tieren meist rund um die Uhr zur Verfügung. Diese ständige Verfügbarkeit von Futter führt dazu, dass es wenig Gedränge an den Futterstellen gibt. Meist fressen die Tiere nicht über lange Zeit am gleichen Platz, sondern wechseln den Futtertrog oder wechseln vom Trog zur Tränke. Eine trockene und lockere Einstreu fördert die Futteraufnahme. Und das Verteilen von Körnern in der Einstreu regt die Tiere zum Picken an. Die automatisierten Fütterungsanlagen müssen dabei ständig überprüft werden: Sind zum Beispiel die Höhe der Futtertröge und der Tränken richtig eingestellt, damit die Tiere bequem fressen und trinken können? Und wird genug Futter bereitgestellt? Moderne Anlagen zeigen außerdem an, wie viel jedes einzelne Tier im Durchschnitt frisst – eine sehr wichtige Information, die auch viel über das Wohlbefinden aussagt.
Wie die Stimmung in einer Herde ist, kann man daran gut daran erkennen, wie sich die Tiere fortbewegen. Wenn die Tiere schneller umherlaufen oder sogar durch die Luft flattern, ist meist etwas los. So können zum Beispiel ungewohnte Besucher oder Geräusche die Herde aufscheuchen. Aber auch eine reizarme Umwelt und ein zu geringer Kontakt mit dem Halter kann dazu beitragen, dass die Nervosität in der Herde steigt. Der Legehennenhalter achtet immer darauf, dass sich die Tiere frei auf dem Boden und durch die verschiedenen Ebenen der Stallanlage bewegen können. Die Sitzstangen sind darum rutschsicher und die Rampen so angebracht, dass sie den Hennen einen sicheren Wechsel zwischen den Etagen ermöglichen.
Legehennen schlafen gerne in der Herde und nah beieinander. In der Natur bleiben sie nachts gerne erhöht, zum Beispiel auf Ästen, um dadurch vor Feinden geschützt zu sein. Und auch im Stall bevorzugen sie die höheren Ebenen und die Sitzstangen, während die unteren Etagen oft frei bleiben. Und dass es an manchen Stellen eng wird, ist eher von Vorteil: Durch dichtes Beieinandersitzen bleibt es nachts sehr ruhig in den Ställen und die Tiere können sich gegenseitig wärmen.
Am körperlichen Zustand der Hennen und dem Sozialverhalten erkennt der Legehennenhalter, ob ein Tier gesund ist und sich wohlfühlt. Um dies zuverlässig und neutral kontrollieren zu können, nutzt der Halter auch sogenannte tierbezogene Indikatoren. Dazu zählen der Zustand des Gefieders und der Füße sowie die allgemeine körperliche Verfassung. Der Legehennenhalter nimmt hierzu einzelne Tiere aus der Herde und begutachtet diese sehr genau. So erhält er täglich eine repräsentative Stichprobe und kann daraus den Zustand der Herde bewerten. Außerdem sagt der Kot viel über den Gesundheitszustand der Herde aus. Sollte eine Herde Krankheitssymptome zeigen, wird ein Veterinär hinzugezogen, um eine Diagnose zu stellen und die Tiere gegebenenfalls fachgerecht zu behandeln. Medikamente werden dabei verantwortungsvoll und ausschließlich nach Verordnung des Tierarztes eingesetzt.
Um die Rangordnung in der Herde zu klären, picken sich Hennen gelegentlich gegenseitig. Daher ist es bei Küken und Junghennen häufiger zu beobachten als bei älteren Tieren. Durch diese Art des Pickens können die Tiere sich auch gegenseitig verletzen. Was lässt sich dagegen machen? Bis Ende 2016 kürzte man den Tieren die Schnabelspitzen. Aus dieser Praxis ist die deutsche Eierwirtschaft freiwillig ausgestiegen und hat seitdem viel in alternative Maßnahmen investiert. Im Stall finden die Tiere heute mehr Beschäftigungsmaterial im Stall, zum Beispiel Pickblöcke, Maiskolben oder Getreidekörner. Auch frische Einstreu und ausgewogenes Futter tragen dazu bei, das Federpicken zu reduzieren. Darum wird das Futter regelmäßig auf Nährstoffe untersucht und es werden zusätzliche Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren über das Trinkwasser verabreicht.